Samstag, 25. Oktober 2014

Tana, den 26.10.14
zum letzten Mal aus Tana:

Gestern erhielt ich die Nachricht, dass mein Vater im Sterben liegt...
Es ist zwar noch mitten in der Nacht, aber ich kann sowieso nicht mehr schlafen, darum schreibe ich einen letzten Eintrag.
Wir werden die kommende Nacht nach Europa zurückfliegen und am Montagabend um 17:00 in Kloten eintreffen.
Der gestrige Samstag war ziemlich turbulent - der heutige Sonntag wird das nicht weniger sein. Und die kommende Woche ebenfalls.
Naphtali und ich fühlen uns getragen vom Himmlischen Papa, aber ich bin immer wieder am Weinen. Einen irdischen Vater kann man nur einmal verlieren...

Wo werden wir wohnen in der Schweiz?
Unsere Wohnung ist untervermietet bis Ende Dezember...
Gestern abend, nachdem wir vom Flughafen zurückkehrten, wo wir unseren Flug umgebucht hatten, tel. ich mit unserem Schweizer Zuhause, um das Neueste mitzuteilen. Nämlich, dass wir zurückkehren. Für fest. Nicht nur für ein paar Tage.
Ja, und da erfuhr ich, dass unsere Untermieter eine Wohnung gefunden haben auf Mitte November!! Und sie sich am Überlegen sind, wie sie doppelte Miete berappen können als Studenten. Nun müssen sie das nicht und wir können bereits Mitte Nov. wieder richtig nach Hause zurückkehren.
Gott ist ja so gut!

ER hat auch bereits dafür gesorgt, dass für Kay eine Lösung gefunden wurde! Er wird ab Montag von seiner Mutter unterrichtet werden! Genial!

Nun bin ich doch nochmals müde geworden und kann vielleicht noch etwas schlafen.
Herzliche Afrika-Grüsse und bis bald in der Schweiz!
Claudia und Naphtali

Donnerstag, 16. Oktober 2014

Nun versuchte mir jemand zu zeigen, wie das mit den Bildern funktioniert. Also, ich meine, mit Photos auf den Blog zu bringen.
Es sind aber nicht die richtigen darauf (Abschied im Flughafen Kloten am 17.8.14) und weiter schaffte ich es nicht mehr.
Also, ich brauche noch etwas Geduld. Von mir und von Euch...




Tana, den 16.10.14

Wir sind zurück! Gesund, munter und dankbar zurück.

Den Weg von Tana nach Andasibe, wo wir das erste Mal übernachten wollten, kannten wir bereits. Was wir aber nicht kannten, war ihn den letzten Teil in der Dunkelheit zu fahren...
Die Madagassen sind sich gewohnt in der Nacht zu wandern, sie brauchen dafür kein Licht. So fuhren wir die letzte Strecke an vielen Menschen vorbei, welche auf dem Heimweg waren. Wir sahen ab und zu ein Feuerchen in einer Hütte oder am Strassenrand brennen und hie und da sogar eine elektrische Lampe vor einem Laden.
Ich war dankbar, dass unser Chauffeur die Löcher in der Strasse sah...
Um Punkt 19:00 waren wir in Andasibe. Unser Hotel liegt ca. ein km weg von der Hauptstrasse mitten im Regenwald. Wenn schon die Hauptstrasse, welche geteert ist, ein Abenteuer war, wie erst eine Urwaldpiste in der Finsternis!

Am Morgen weckten uns ein vielstimmiges Vogelgezwitscher und die Rufe der Indris. Es war wohltuend! Das Frühstück durften wir im Freien bei Sonnenschein, Vogelrufen und Lemurengeschrei einnehmen. Es schmeckte  herrlich. Später stellte sich heraus, dass die Besitzerin des Hotels gläubige Christin ist und der Name des Hotels nicht umsonst "Grace Lodge" heisst.

Die Fahrt von Andasibe nach Tamatave war lang. Schlicht lang.Immer wieder neue Kurven, neue Berge, später Hügel, neue Geraden, neue Dörfer, neue Hütten, neue Pässe. Viele, viele Pässe.
Ich erwartete, dass wir irgendwann den Ozean sehen würden.
Das war aber nicht der Fall.
Als wir in Tamatave ankamen, der grössten Hafenstadt Madas, war es ähnlich wie in anderen Städten: Viele Menschen, extremes Gedränge auf der Strasse und bei den Verkaufsbuden, viele Rickschas, viel Verkehr.
Aber kein Meer.
Auch den Hafen sahen wir nicht.
Erst auf der Weiterfahrt Richtung Foulpointe sahen wir ihn das erste Mal: Den Indischen Ozean.
Seta (unser Fahrer) hielt an und ich rannte zum Wasser hinunter.
Das Wasser des Indischen Ozeans umspülte meine Füsse...
Am 10.10.14 um 13:00...

Wir hatten seit dem Zmorge nichts mehr gegessen ausser ein paar Bananen vom Strassenrand und etwas geklauter Zimtrinde :), darum waren wir sehr hungrig, als wir im Manda Beach Hotel ankamen.
Viele Bungalows, ein grosser Esssaal, ein kleiner Pool und davor der riesige Sandstrand und das Meer. Gleich nach dem Zmittag zogen wir uns um und liefen an`s Meer. Wir wateten durch`s Wasser, suchten Muscheln und wehrten uns gegen aufdringliche Einheimische, welche ihr grosses Geld mit uns machen wollten.
Weit draussen im Meer, ich schätze ein km, liegt ein Riff, woran sich donnernd die Wellen des Ozeans brechen. Zwischen dem Riff und dem Strand liegt eine grosse, haifisch- und quallensichere Zone. Hier kann man gefahrlos schwimmen und spielen.
Als es dämmerte holten wir die mitgebrachte Ananas aus unserem Zimmer und genossen sie am Strand. Das war unser Znacht.

Am anderen Morgen gingen wir, wie abgemacht, mit Seta an den Strand. Wir hatten uns mit einem Pirogue-Kapitän zu einer Fahrt verabredet. Eine Pirogue ist ein Boot, welches Bauern auf dem Land aus einem dicken Baumstamm herstellen. Es ist lang, schmal und bietet für vier Personen Platz.
Es war Ebbe.
Ebenfalls ein neues Erlebnis für Naphtali und mich. Weite Teile des Sandstrandes waren freigelegt und man sah den Sand. Unser Kapitän wusste aber wo er mit der Pirogue fahren konnte. Er führte uns an Stellen heran, wo es viele Seeigel gibt. Faustgrosse Stachelbälle; das Weibchen lilafarben, das Männchen dunkelviolett. Wir durften sie auf die Hand nehmen. Sie waren zwar stachelig, taten aber nicht weh. Und sie bewegten sich vorwärts!
Nachher zerstampfte sie unser Führer und wir durften die Teile unter Wasser den Fischen hinhalten, welche sie uns aus der Hand frassen. Das war niedlich!
Er fand auch Seeschlangen. Schwabbelige, unansehnliche Viecher. Wäh!
An einer anderen Stelle fischte er uns einen Seestern heraus, der wie ein Klumpen oder ein Stein geformt war. Und oben drauf ein fünfzackiger Stern. Seltsam...
Und dann brachte unser Kapitän uns ein weiterer Seestern in`s Boot. Dieser war ganz schwarz, hatte lange Beine und bewegte sich wie eine Schlange über unsere Hände. Das war lustig! Ich wusste gar nicht, dass es so unterschiedliche Arten von Seesternen gibt.
Dann brachte "unser Mann" noch einen bedrohlich grossen Seeigel aus dem Wasser. Etwa 20, 25cm lange Stacheln, königsblaue, stechende Augen. Ein Monster! Unser Kapitän hatte ihn auf seinem Paddel herausgeholt, um ihn nicht berühren zu müssen, da er hochgiftig ist.
Naphtali durfte noch eine Zeitlang einen kleinen, schwarzweissen Clownfisch hüten, den der Mann für ihn gefangen hatte. Er wurde in der Plasticflasche aufbewahrt, welche Naphtali von Zeit zu Zeit brauchte, um Wasser aus der Pirogue zu schöpfen.
Nach anderthalb Stunden waren wir wieder an Land. Unterdessen war es 9:30 und die Ebbe hatte ganze Arbeit geleistet. Schwimmen und Baden war unmöglich.
Darum zogen wir uns um und genossen den Pool beim Restaurant.
Den Nachmittag verbrachten wir mit Baden im Meer (die Flut hatte das Wasser bereits kurz vor Mittag zurückgebracht), Baden im Pool, Ping-Pong- und Tschüttelikastenspielen und beim Phötele.
Es wäre alles sehr gemütlich gewesen, wenn uns die einheimischen "Geier" nicht andauernd bedrängt hätten. Was die uns alles verkaufen wollten:
- eine Massage
- Piroguefahrten
- gekochte oder gebackene Spezialitäten
- Muscheln, mit oder ohne Tier
- Haifischzähne
- Halsketten
- Fahrten zu Wasserfällen, Vanilleplantagen oder nach St. Marie
- etc, etc.

Hotels in Madagascar
Das Manda Beach sah nach aussen hin gediegen aus. Auch gastierten hier reiche Franzosen mit ihren Mätressen oder madagassischen Frauen. Die Preise waren diesen Europäern angepasst.
Die Realität ist alles andere als gediegen:
- dünne, schlechte Matratzen liegen auf einem Brett
- die Tücher sind fleckig und zerschlissen,
- der Duschschlauch kaputt
- falls Wasser herauskommt, dann entweder nur glühend heisses oder kaltes,
- im WC erwartete uns nach jeder Spülung wieder das Klowasser von irgendwann und irgendwem...
- es stinkt
- der Ventilator bringt die schlechte, schwüle Luft in Bewegung, frische schafft er keine heran
- das WC kann auch gar nicht funktionieren
Das ist madagassische Realität...
Wenn ich aber mit den Einheimischen vergeiche, welche gar kein Klo, kein fliessendes Wasser, keinen Strom und schon gar keine Matratzen haben, welche in einer Hütte schlafen, die in unseren Breitengraden als Schrebergartenhäuschen dienen würde... und das nicht zu zweit, sondern mit der ganzen, grossen Familie... auf einer geflochtenen Matte aus Bambus...
Ja, dann werde ich wieder dankbar.
Dankbar dafür, dass ich alles habe, was ich brauche. Dass ich sogar reisen kann (wo ja unsere Wärter noch nie aus Tana herausgekommen sind), dass wir hier in einem Haus wohnen dürfen mit fliessendem Wasser und Strom (jedenfalls meistens :)

Am Sonntag reisten wir zurück nach Tamatave. Auf dem Weg verabschiedeten wir uns vom Indischen Ozean und hielten noch an einer Stelle, wo Frauen ihre geflochtenen Waren verkaufen.
Ein paar Mal hatte es seltsame Häuser am Strassenrand. Das seien Friedhöfe, sagte Seta. Früher habe man die Toten in eine Pirogue gelegt, eine zweite Pirogue darübergelegt und sie so in diesen luftigen Häusern aufbewahrt. Da es aber immer wieder Grabschändungen gab, habe man die Leichname später (und heute) einbetoniert. Ebenfalls in diesen Häusern.
Photos machen verboten.
Als wir später in unserem Hotel gleich beim Pool Zmittag assen, bestaunten wir mehrmals von weitem die Frachter, welche ein- oder ausliefen. Eindrücklich, diese Riesenschiffe voller Container!

Und dann sahen wir Wale!!!!!!!!!!!!!!!!
Weit draussen im Meer war zuerst einer, dann etwa drei Tiere, welche sich wie Wale fortbewegten. Es konnte nichts anderes als Wale gewesen sein.
Der Receptionist meinte, er habe schon Jahre keine mehr gesehen, aber es gäbe schon ab und zu Wale hier.
Nach vielem Baden, Spielen und Entdeckungen machen, wollten wir nach dem Znacht nochmals an`s Meer. Hier gibt es kein Riff und die Wellen donnern direkt auf den Sandstrand zu. Eindrücklich!
Leider war es aber zu dunkel. Dafür sahen wir Glühwürmchen!!
Für Naphtali war es das erste Mal und er freute sich riesig!!

Am anderen Morgen mussten wir uns zuerst den Weg durch das Stadtgewühl bahnen, bis es zurück in`s Hinterland von Tama und langsam, Stunde um Stunde zurück in die Berge ging. Von Null M.ü.M. auf 1600 M.ü.M.
Unterwegs erstanden wir Zimtrinde (diesmal klauten wir sie nicht :), Gewürznelken und Ingwerwurzeln. Nach fünf Stunden waren wir in Andasibe, nach weiteren dreieinhalb Stunden zuhause. 850km in viereinhalb Tagen. Über unzählbare Löcher, unendlich viele Pässe und durch zahlreiche Dörfer.
Als wir zuhause ankamen vollführte Rusty (unser Hund) einen Freudentanz. Sie raste vom Wärterhäuschen zum Tor und im grossen Bogen wieder zurück. Viermal, und dann sprang sie an mir hoch und war einfach nur glücklich, dass wir wieder da waren.
Katzen begrüssen, auspacken, Ware versorgen, Waschmaschine füllen, Znacht essen, Mails lesen, duschen und SCHLAFEN...

Aus dem sommerlichheissen Tana senden Euch allen herzliche Grüsse,
Claudia und Naphtali


Sonntag, 5. Oktober 2014

Tana, den 27.9.14
Ich staune täglich, wie wir die Widerlichkeiten immer mehr in den Griff kriegen, wie wir mehr und mehr Schönes entdecken, wie unsere Augen täglich mehr den Afrikablick bekommen - und ja, wie unser Französisch immer besser wird!

Von den Widerlichkeiten habe ich ja bereits berichtet.

Wo sind die Schönheiten? Diese gibt es nämlich nicht nur im Regenwald.
Da ist bspw. der Verkehr.
Es gibt schlicht keine schimpfenden Verkehrsteilnehmer in Tana! Und das, obwohl hier Zebukarren neben Lastwagen, Velos neben Taxis, Fussgänger mit schweren Handkarren neben Autofahrern unterwegs sind. Und dazwischen solche Scootyfahrer wie ich :) Alle bahnen sich ihren Weg (es gibt keine Lichtsignale, die würden bei den häufigen Stromunterbrüchen sowieso nicht richtig funktionieren / es gibt keine Mittelstreifen und keine Verkehrsregelung) und es passieren praktisch keine Unfälle. Wenn, dann Pannen, aber nicht Unfälle. Ist das nicht phantastisch?
Ein anderes Beispiel: Die Tiere
Hühner sieht man überall. Hennen mit ihren Kücken und einsame, stolze Hähne. Sie sind am Strassenrand am Ungeziefer picken oder auf den ungeteerten Wegen gehören sie schlicht zu den "Verkehrsteilnehmern".
Oder die Zebus. Hart arbeitende Rinder, welche im tiefen Wasser den Pflug ziehen, gesteuert von den Männern, damit anschliessend die Frauen und Kinder die Reispflanzen setzen können.Die Zebus ziehen Karren oder dürfen zwischendurch auch mal grasen (obwohl von Gras hier keine Rede sein kann. Es sind eher trockene Stoppeln)
Und die Hunde. Leise, unbemerkt schleichen sie tagsüber durch die Wege. Hündinnen mit hängendem Gesäuge, Welpen, ruhende Rüden. Aber nachts, da sind sie unüberhörbar! Dann rotten sie sich zusammen, kämpfen, heulen wie die Wölfe und sind überall gleichzeitig. Zu Beginn unserer Tana-Zeit haben mich diese Hunde mit ihrem Gebell häufig vom Schlaf abgehalten.
Und heute, wenn ich nachts mal erwache, entlockt mir ihr Gebell ein Lächeln. "Ach ja, ich bin in Tana."
Etwas weiteres Schönes sind die Babies. Es gibt sehr viele Kinder. Durchschnittlich sind die Mädchen mit 15 Jahren zum ersten Mal Mutter. Die Säuglinge werden in Tüchern auf dem Rücken oder der Seite getragen und alle sehen sie süss aus! Gestillt wird überall, genauso, wie sich niemand scheut in der Öffentlichkeit seine Blase zu entleeren... Was ich nicht so schön finde...

Und was meine ich mit dem "Afrikablick"?
Zu Beginn nahm ich nur eine geballte Ladung von Farben, Formen und Menschen wahr, wenn ich durch die Strassen fuhr. Unterdessen erkenne ich Läden, weiss wo "Strassen" abzweigen, sehe den Unterschied zwischen Strassenkindern und anderen und weiss ungefähr, wo der Flughafen liegt und wo die Stadt. Als ich vergangenen Mittwoch mit Naphtali auf dem Rücksitz mit dem Scooty in die Stadt fuhr (das erste Mal allein!) und auf dem Rückweg prompt in den Stau geriet, konnte ich mich gekonnt zwischen den anderen Verkehrsteilnehmern hindurchschlängeln wie ein richtiger Afrikaner! Ich war mega stolz, dass ich das geschafft hatte!
So nehme ich immer mehr "Land" ein, überwinde meine Ängste und werde immer sicherer. So ist es auch nicht mehr so schwierig mit Hindernissen umzugehen.

Und dann das Französisch.
Ich dachte in der Schweiz, dass ich doch etwas Französisch könne. Weit gefehlt!
Nur wenige Verben standen mir zur Verfügung und ich musste mit Händen und Füssen reden oder schweigen. Auch von den Nomen hatte ich den grössten Teil vergessen. Nach und nach kamen mir vereinzelte Wörter wieder in den Sinn, mein Reden verbesserte sich - wenigstens aus meiner Sicht - und dann kam ich wieder an eine Grenze. Nämlich an jene, welche ich in den vergangenen Jahren nie mehr ausgelotet hatte.
Ich blieb dran, wollte nicht aufgeben, unterrichtete auch Naphtali weiter - ja, und nun durfte ich gestern erleben, dass ich während des Team-Meetings nicht mehr fragen musste. Ich verstand! Und ich anwortete! Und ich erzählte! Und wurde verstanden! Auf französisch!
Das tat echt gut.
Naphtalis Lieblings-Wächter, welcher recht gut französisch spricht (die Madagassen können das "sch" nicht ausprechen, das tönt oft ganz drollig), arbeitete diese Woche drei Tage auf unserem Compound. Und was macht Naphtali? Er beginnt zu antworten, versteht, was der Wächter ihn fragt! Noch ganz einfach Sätze, aber es geht!

Und zum Abschluss nochmals etwas Schönes:
Am vergangenen Sonntag begann unser Kühlschrank zu kränkeln. Dann setzte er ganz aus - am Montagabend lief der Motor wieder. Nicht mehr krank? Weit gefehlt. Am Mittwoch starb er endgültig. Geräte werden in Madagascar nicht alt. Das liegt daran, dass sie häufig Stromunterbrüche erleiden müssen und das Wasser mit wenig Druck und unsauber geliefert wird (Waschmaschine).
Zurück zu unserem Frigo:
Ich tel am Mittwochabend mit Beat und bereits am Donnerstagabend stand ein neuer Kühlschrank in unserer Küche. Prompte Dienstleistung der Helimission, welche ihre Mitarbeiter wirklich nie im Stich lassen. Gänzlich unafrikanisch!

Ich wünsche Euch einen gesegneten Sonntag!
Claudia
(Naphtali durfte heute den ganzen Tag mit einer anderen Familie einen Ausflug machen und ich habe frei. Zeit zum Schreiben, Lesen, Lisme (nicht lachen, ich stricke Socken für unsere Rückkehr in die kalte Schweiz), Ausruhen und die Sonne geniessen




Tana, den 5.10.14

Heute abend hatten wir Premiere.
Womit? Mit einem Gewitter und Regen...
Nun war es sieben Wochen lang trocken und immer wärmer, seit ein paar Tagen sogar richtig heisses Badewetter. Heute war es zwar ebenfalls heiss, aber wolkig. Und dann begann es um ca. 16:30 zu regnen und bald darauf zu blitzen und zu donnern.
Es ist ja noch längst keine Regenzeit und ich dachte, dass es nur dann regnen würde, sonst nie... einmal mehr naiv? Vielleicht :) Jedenfalls tat der Regen gut.

Und sonst bin ich seit einer Woche am Kämpfen. Gegen Heimweh. Egal, was ich ansah, was ich dachte oder tat, mit wem ich redete oder was ich plante. Das Heimweh blieb und wurde immer stärker. Ich fühlte mich gar nicht mehr wohl hier.
Als ich heute in der Bibel las, kam ich zur Stelle, wo der Syrer Naeman durch die Botschaft Elisas geheilt wird. Elisa wollte keine Belohnung für seine Tat. Sein Diener hingegen betrog ihn und ergatterte sich so einen Teil der Belohnung. Danach belog er Elisa und behauptete, nichts getan zu haben. Worauf Elisa ihm antwortete:
"... war das die Zeit, Silber und Kleider zu nehmen, Ölgärten, Weinberge, Schafe, Rinder, Knechte und Mägde?..."
und dann sprach der Heilige Geist zu mir: "Ist jetzt die Zeit in Töss zu wohnen? Komfort und Qualität zu geniessen? Geschirrspühler, gutes Essen, Freiheit, Auto, Gemeinschaft und vieles mehr? Nein, Claudia, jetzt ist die Zeit in Madagascar zu wohnen. Es ist die Zeit zu verzichten, zu vermissen, zu darben in vielerlei Hinsicht. Aber ICH bin bei dir, ich helfe dir. Ich will deine müde Seele erquicken und deine bekümmerte Seele sättigen."
Diese Liebe machte mich ganz demütig. Mein "Murren in der Wüste" glich doch sehr demjenigen des Volkes Israèl... Dabei möchte ich doch dem Herrn Ehre einlegen, gerade auch hier in diesem armen Land. Wie kann ich mich nur so verwöhnt benehmen? Muss man mir unbedingt anmerken, dass ich am Verzichten bin? Am Vermissen?
Phuuu! Mein Benehmen stiess mich selber ab.
Nein, ich will den Auftrag Gottes ausführen hier. Ohne zu murren. Im Gegenteil, mit Freude, nicht mit hängendem Kopf, im Glauben, mit vollen Händen austeilend, treu.
Aber das schaffe ich nur mit Deiner Hilfe, Herr!

Und sonst?
Wir haben eine neues Projekt. Die Ostküste von Mada erforschen. Nun, nicht gerade die ganze, nur einen kleinen Teil. Für viereinhalb Tage. Vom kommenden Donnerstagnachmittag an.
Ursprünglich hatten wir vor, die Zeit im Dezember, wenn die Schule beendet sein wird, dafür zu nutzen. Nun hat sich herausgestellt, dass a) die Schule bis zum 23.12. dauern wird, b) wir Abschiedsbesuche machen werden zur Weihnachtszeit c) die Regenzeit (mit Beginn Ende Nov.) nicht sehr geeignet ist für Reisen und d) wir aus den genannten Gründen nur gerade drei Tage zur Verfügung hätten für diese Reise (oder wegen des Regens evtl. auch gar keine)
Das hat uns dazu gebracht, diese Reise jetzt im Oktober, wenn es noch nicht so extrem heiss ist, zu unternehmen.
Von ganz Mada interessiert uns vor allem die Ostküste. Hier, am indischen Ozean, ist es auch für Europäer erträglich, die unglaublich starke Schwüle des Westens fehlt und es ist nicht so weit wie in den Süden oder Norden. Die Zeit für eine lange Reise haben wir schlicht nicht.
Wir wollen also dieses verlängerte WE  im Osten geniessen.
Es braucht für mich Mut so etwas zu planen. Die Sprache, die Verhältnisse, die Umstände; alles ist mehr als anders. Und um den notwendigen Mut aufzubauen, braucht es Zeit.
Abgesehen davon sind Ausflüge in diesem Land nicht billiger als in Europa. Und meine Finanzen sind nicht unerschöpflich.
Aber so, wie es aussieht, können wir also am kommenden Donnerstag aufbrechen.
Die Buckelwale, welche wir sooo gerne gesehen hätten, werden wir nicht erleben während diesen Tagen. Dafür hätten wir bereits im August mit dem Flugzeug zur Insel St. Marie im Nordosten fliegen müssen. Das war aber für uns nicht möglich. Nun ist es so, wie es ist.
Das "Wal-Erlebnis" heben wir uns für einen späteren Zeitpunkt auf.
In welchem Jahr und an welchem Ort steht noch in den Sternen :)

Immer wieder trommelt ein Regenguss auf unser Blechdach. Das tönt ziemlich laut. Zur Regenzeit, wenn es jeweils von nachmittags ca. 15:00 bis morgens ca. 6:00 durchgehend regnet, wird eine Kommunikation unmöglich. Erzählen mir die "alten Hasen"... Wie wir damit umgehen werden? Wir werden sehen.
Nun senden wir euch allen einen lieben Gruss aus dem fernen Süden und wünschen Euch einen guten Wochenstart. Der nächste Gruss von uns wird voraussichtlich Mitte nächster Woche zu Euch gelangen, sogar eher später.
Claudia und Naphtali
P.S. Leider hatte noch niemand die Zeit, um mir beizubringen, wie man Photos vom PC auf den Blog transferiert.