Sonntag, 24. August 2014

Tana, den 24.8.14 (Tana = Abkürzung für Antananarivo)
langsam aber sicher holt uns die Realität ein...
Die ersten drei, vier Tage waren ausgefüllt mit Neuem, Neuem, Infos... Augen, Ohren, Nasen und die Seele wurden nonstop gefüttert mit Eindrücken. Aber jetzt merken wir, die Armut, welche uns umgibt, der Unrat, die Slums, die verdreckten Menschen ohne Vision sind echt.
Wir sind angekommen.
Zuerst hatten wir einfach nur Freude, weil wir wussten, dass wir am richtigen Ort sind. Wir freuten uns an den bunt gekleideten Menschen, dem Treiben auf allen Wegen (es gibt nur eine Strasse, welche diese Bezeichnung verdienen würde. Diese führt vom Flughafen in die viele Kilometer entfernte Hauptstadt. Auch wir hier in Ivato gehören zwar zu Tana, aber es ist eine 10Mio-Stadt und entsprechend riesig sind die Entfernungen)
Nun kommt etwas Ratlosigkeit auf, schaffen wir das? Heute, nach dem Gottesdienst (zwar auf englisch, da der Prediger Südafrikaner ist), der richtig afrikanisch ablief mit lautem Gesang und viel Freude an der Errettung durch Jesus, kam ich mit einer jungen Frau in`s Gespräch. Sie ist zusammen mit ihrem Mann und den drei Söhnen seit einem Jahr ebenfalls für die Helimission in Madagaskar tätig. Bei ihr nun spürte ich sofort, dass wir "das Heu auf der gleichen Bühne haben", wie man so schön sagt auf deutsch. Sie verstand mich in allem, wusste, was ich brauche und wird mir nächste Woche, soweit möglich, behilflich sein.

"Essen" heisst eine meiner Schwierigkeiten. Es gibt nur weisses Brot, Milchprodukte sind rar und falls vorhanden, fad. Gemüse und Früchte sind mit Fäkalbakterien durchdrungen und brauchen eine lange, komplizierte Reinigungsprozedur, damit unsere europäischen Organismen nicht durchdrehen. Generell ist die höchste Qualität in den Läden hier bei unserern schweizerischen M-Budget-Produkten anzusetzen, aber davon gibt es nur wenig. Die meisten Lebensmittel liegen auf einem Level, welcher weit darunter liegt.

"Unsere" Katzen bringen täglich Schlangen, Geckos, Chamäleons und anderes Getier in`s Haus, welches sie unter Knurren und Drohen fressen...

Die Bewohner in unserer Umgebung verbrennen den Abfall, welcher überall rumliegt, um damit ihre Speisen zu kochen. Abfall, welcher brennt, riecht unangenehm. Dieser Geruch liegt permanent in der Luft. Daran habe ich mich noch nicht gewöhnt. Auch benutzen die meisten Leute den Strassenrand, die vielen Seen hier oder irgendwelche Einfahrten als Klo...

Wasser aus dem Wasserhahn ist ebenfalls ungeniessbar. Es muss in einer langwierigen Prozedur gefiltert werden, damit es konsumiert werden kann. Allerdings schmeckt es anschliessend nicht etwa gut, sondern dem Wasser in unseren schweizerischen Schwimmbädern ähnlich.

Ja, so sieht die Realität aus. In groben Zügen geschildert. Da Naphtali und ich aber die völlige Gewissheit haben, dass Gott uns hieher gerufen hat, lassen wir uns nicht unterkriegen. ER wird uns Wege aufzeigen, welche auch für uns begehbar sind.
Alles Neue schafft zuerst Chaos, das weiss ich aus Erfahrung. Nun gilt es dieses Chaos in den Griff zu bekommen und in eine Ordnung zu bringen.

Herzliche Grüsse aus der weltweit bekanntesten Pirateninsel (moderner ausgedrückt heisst Madagaskar zwar "Rote Insel")
von Claudia und Naphtali



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